Montag, 13. November 2006
In Amerika ist alles anders
Die Strassen sind breiter, die Autos sind groesser. Und die Kuehlschraenke auch. Das Wasser in der Klospuehlung dreht sich in die andere Richtung und Burger und Fries gehoeren zu den Grundnahrungsmitteln.
Es gibt scheinbar nicht sehr viel Strom hier, oder er ist sehr teuer oder keine Ahnung. Jedenfalls muss man den Kuehlschrank ausschalten, wenn man seine Maccaroni 'n' Cheese in die Mikrowelle schiebt.
Vielleicht liegt das aber auch nur daran dass mein Hausbesitzer Ernie einfach nicht in der Lage ist das mit dem Strom zu regeln. Und das mit der Heizung auch nicht. Deshalb komme ich regelmaessig zu spaet zur Arbeit. Ich kann ja erst aufstehen, wenn die Heizung an ist, denn eher gibt’s auch kein heisses Wasser.
Hier in New York ist die Welt schon klein.
Ich meine die Haeuser sind schon atemberaubend hoch und man stellt sich auch mitten auf die Strasse und schmeisst sich ins Hohlkreuz und streckt den Arsch raus und winkt sich ein Taxi ran, was auch atemberaubend aussieht. Das ist schon so wie im Fernsehen.
Aber sonst ist New York wie die Welt: eher klein. Letzte Woche sind wir versehentlich ueber das Set von Will Smith gelatsch, weil er direkt hinter unserem Institut „I am Legend“ filmte.
Ich mein, ich uebertreibe ein bisschen, das Set war natuerlich abgesperrt. Ein ganzer Haeserblock war abgesperrt und dazu der Washington Square, aber er drehte seinen Film direkt vor unserer Nase! Nicht dass ihn unsre Nasen interessierten – in Amerika ist eben alles anders…
Manchml nervt dich ein deutscher Commerzbaenker mit dem Spruch: Do you want to go to bed with me? Und meint damit den Club, in dem die Leute alle auf Betten rumhaengen und sich so auf postpubertaere Weise grabbelnd naeher kommen. Witzige Idee. Echt was fuer Commerzbaenker, die ihre Umwelt glauben dadurch beeindrucken zu muessen, dass sie jemanden kennen, der jemanden kennt, der einem auf jede Gaesteliste der Stadt bringen kann.
"Aeh, no, I don’t wanna go to bed with you. Even if you live in a 3000$ apartement mit einem Konzertfluegel drin, direkt am Union Square. Aber wir sollten in Kontakt bleiben, wenn du jemanden kennst, der jemanden kennt… "
In Amerika ist alles anders. Manche Maenner wollen dich von der Stelle weg heiraten, da sie jede Frau die nach Amerika kommt fuer eine potentielle Green Card Anwaerterin halten und ihr den Erwerb einer solchen massgeblich erleichtern wollen, indem sie sie heiraten.
Das ist doch echt nett! So zuvorkommend sind die Maenner bei uns in Europa nicht! Ein Typ im Prospect Park hat mir mal erzaehlt, dass die Maenner frueher am Wochenende immer am JFK rumgehangen sind und den asiatischen Frauen auflauerten, die gerade aus den Fliegern in die neue Welt entstiegen. Viele Chancen hatten diese Frauen sicher nicht auf eine Green Card und waren froh dass sie gleich geheiratet wurden.
Ich selbst wollte an diesem Tag im Park eigentlich nur meinen Lunch essen und bisschen in der Sonne aalen, musste diesem Typen, dann aber erst erklaeren, dass ich keinerlei Ambitionen habe in seinem gelobten Land fuer immer kleben zu bleiben und dass ich ein ganzes Leben drueben in Europa habe, das konnte er mir fast schon gar nicht glauben. Seinen Heiratsantrag habe ich dann ausgeschlagen, worauf er aeusserst angepisst reagierte und es auch nicht mehr fuer noetig hielt auch nur ansatzweise gentleman-like zu bleiben. Meine vermeintliche Aehnlichkeit mit Audrey Hepburn schien von einem Augenblick auf den anderen verschwunden...
In Amerika ist alles ein bisschen freaky: mein Kollege Mike kann wahsinnig excited darueber sein, dass man einen Fahrstuhl auch zu dritt benutzen kann, manche holen sich in der Subway einen runter(aber ausserhalb der Rushhour) und die Landladies hier glotzen nackt TV und essen dabei glasierte Donuts.
Ich bleibe noch ein paar Monate hier und werde manchmal davon erzaehlen.

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