Montag, 27. November 2006
Dankbar sein
sailorhuhn, 18:21h
1619 landeten puritanische Englaender an der Ostkueste Amerikas und gruendeten dort ihre erste Bastion - Jamestown. Diese zwanzig Mann hatten auf ihrer Mayflower den Atlantischen Ozean ueberquert, um in diesem neuen freien Land zu siedeln und sich zu vermehren.
Doch schon bald schlugen ihnen die Rauheiten des neuen Kontinents entgegen. Drum waren sie umso dankbarer, dass die Indianer sie im Herbst zum Dinner einluden. Um ihnen fuer ihre Gastfreundschaft zu danken, feiern die Nachfahren der Pilgrims und was alles sonst noch so auf den Kontinent einwanderte Thanksgiving.
Kolossale Geschichtsverfaelschung, sagen die einen. Was ist denn damit, dass die Indianer gnadenlos „zurueckgedraengt“ und in Reservate „verwiesen“ wurden? Was ist denn damit, dass die ersten Siedler gar Iren und nicht Pilgrims gewesen sein sollen? Und ueberhaupt: begann damals nicht das Uebel der Welt?
Die anderen sehen die Sache mit Thanksgiving eher praktsch, als kritisch, und sehen den Truthahn, den Suesskartoffelauflauf, die Preiselbeersause und den Pumpkin-Pie.
So auch mein Landlady, die ein kleines beschauliches Dinner schmiss und dazu ihre Freundin Ally, ihrerseits eine Zeugin Jehova, einlud. Obwohl ihre Glaubensgemeinschaft ihr doch saemtliche Feiertage verbot, liess Ally sich von unserem Truthahn verfuehren. Ich hoffe sie kriegt keinen allzu grossen Aerger, wenn die das in der Wachturm-zentrale mitkriegen…
Fuer mich jedenfalls, war es das erste Thanksgiving und ich war schon sehr gespannt.
Natuerlich wuerde es anders wrden, als die Feierlichkeiten bei uns Zu Hause, schliesslich war das hier Amerika dachte ich mir. Dann kam der Pumpkin-Pie-Mix aus einer Blechdose und wurde auf einen tiefgefrorenen Fertigkuchenboden geschmiert. Die Preislbersauce kam aus dem Glas, Der Suesskartoffelauflauf vom Diner an der Ecke und die Fuellung von Fresh Direct. Meine Landlady war von der ganzen Kocherei ganz erledigt und ich staunte nicht schlecht. War ich doch auf den Boden der amerikanischen Tatsachen zurueck geholt worden.
Aber sicher gibt es auch auf diesem Kontinent noch Haushalte, die selbst kochen. Irgendwo im Mittleren Westen, vielleicht. New York ist ebn nicht Amerika.
Trotzdem ging es auf unserer kleinen Dinnerparty doch ganz gesellig zu. Ally plauderte froehlich ueber die abhanden gekommene Libido ihres Ehemannes. Meine Landlady klaerte sie ganz zaghaft darueber auf, dass Russland und Deutschland im zweiten Weltkrieg keine Verbuendeten waren. Ally erzaelte von ihren uebersinnlichen Kraeften, die sie jetzt in den alternativen Heilpraktiken zu kanalisieren weiss, wofuer sie als Kind doch immer gehaenselt wurde.
Ach so, und natuerlich haben wir auch nicht vergessen dankbar zu sein an diesem Tag:
Meine Landlady war dankbar dafuer, dass sie nicht in einem Dritte-Welt-Land leben musste, wo es fuer sie sicher nicht genug FOOD gegeben haette. Periodisch wiederkehrendes Zitat am Thanksgiving-Wochenende: „We have so much FOOD!!!“. Dann verschlang sie nen guten Drittel des ganzen Vogels, den dreiviertel Cheesecake und den halben Pumpkin-Pie.
Ally war dankbar dafuer, dass sie in einem Land leben konnte in dem es so viele Bildungsangebote gibt, die Frauen und Maennern gleicherseits freistehen. Deswegen hatte sie vermutlich auch nen Megamacho aus der Dom Rep geheiratet, der von Gleichberechtigung zwischen Maennern und Frauen in etwa so viel haelt, wie Marilyn Manson von Bluemchensex. Und weil sie dieses Bildungsangebote so fleissig genutzt hatte, tranken in ihrer Version der europaeischen Vergangenheit Hitler und Stalin zusammen Tee. Und wer weiss, vielleicht hatte sie auch Bluemchnsex.
Ich war auch dankbar und zwar dafuer, dass eine weitere Freakshow meinen Horizont erweitert hatte.
Ich liebe New York. God bless America.
Doch schon bald schlugen ihnen die Rauheiten des neuen Kontinents entgegen. Drum waren sie umso dankbarer, dass die Indianer sie im Herbst zum Dinner einluden. Um ihnen fuer ihre Gastfreundschaft zu danken, feiern die Nachfahren der Pilgrims und was alles sonst noch so auf den Kontinent einwanderte Thanksgiving.
Kolossale Geschichtsverfaelschung, sagen die einen. Was ist denn damit, dass die Indianer gnadenlos „zurueckgedraengt“ und in Reservate „verwiesen“ wurden? Was ist denn damit, dass die ersten Siedler gar Iren und nicht Pilgrims gewesen sein sollen? Und ueberhaupt: begann damals nicht das Uebel der Welt?
Die anderen sehen die Sache mit Thanksgiving eher praktsch, als kritisch, und sehen den Truthahn, den Suesskartoffelauflauf, die Preiselbeersause und den Pumpkin-Pie.
So auch mein Landlady, die ein kleines beschauliches Dinner schmiss und dazu ihre Freundin Ally, ihrerseits eine Zeugin Jehova, einlud. Obwohl ihre Glaubensgemeinschaft ihr doch saemtliche Feiertage verbot, liess Ally sich von unserem Truthahn verfuehren. Ich hoffe sie kriegt keinen allzu grossen Aerger, wenn die das in der Wachturm-zentrale mitkriegen…
Fuer mich jedenfalls, war es das erste Thanksgiving und ich war schon sehr gespannt.
Natuerlich wuerde es anders wrden, als die Feierlichkeiten bei uns Zu Hause, schliesslich war das hier Amerika dachte ich mir. Dann kam der Pumpkin-Pie-Mix aus einer Blechdose und wurde auf einen tiefgefrorenen Fertigkuchenboden geschmiert. Die Preislbersauce kam aus dem Glas, Der Suesskartoffelauflauf vom Diner an der Ecke und die Fuellung von Fresh Direct. Meine Landlady war von der ganzen Kocherei ganz erledigt und ich staunte nicht schlecht. War ich doch auf den Boden der amerikanischen Tatsachen zurueck geholt worden.
Aber sicher gibt es auch auf diesem Kontinent noch Haushalte, die selbst kochen. Irgendwo im Mittleren Westen, vielleicht. New York ist ebn nicht Amerika.
Trotzdem ging es auf unserer kleinen Dinnerparty doch ganz gesellig zu. Ally plauderte froehlich ueber die abhanden gekommene Libido ihres Ehemannes. Meine Landlady klaerte sie ganz zaghaft darueber auf, dass Russland und Deutschland im zweiten Weltkrieg keine Verbuendeten waren. Ally erzaelte von ihren uebersinnlichen Kraeften, die sie jetzt in den alternativen Heilpraktiken zu kanalisieren weiss, wofuer sie als Kind doch immer gehaenselt wurde.
Ach so, und natuerlich haben wir auch nicht vergessen dankbar zu sein an diesem Tag:
Meine Landlady war dankbar dafuer, dass sie nicht in einem Dritte-Welt-Land leben musste, wo es fuer sie sicher nicht genug FOOD gegeben haette. Periodisch wiederkehrendes Zitat am Thanksgiving-Wochenende: „We have so much FOOD!!!“. Dann verschlang sie nen guten Drittel des ganzen Vogels, den dreiviertel Cheesecake und den halben Pumpkin-Pie.
Ally war dankbar dafuer, dass sie in einem Land leben konnte in dem es so viele Bildungsangebote gibt, die Frauen und Maennern gleicherseits freistehen. Deswegen hatte sie vermutlich auch nen Megamacho aus der Dom Rep geheiratet, der von Gleichberechtigung zwischen Maennern und Frauen in etwa so viel haelt, wie Marilyn Manson von Bluemchensex. Und weil sie dieses Bildungsangebote so fleissig genutzt hatte, tranken in ihrer Version der europaeischen Vergangenheit Hitler und Stalin zusammen Tee. Und wer weiss, vielleicht hatte sie auch Bluemchnsex.
Ich war auch dankbar und zwar dafuer, dass eine weitere Freakshow meinen Horizont erweitert hatte.
Ich liebe New York. God bless America.
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